Kleine Geschichte der Knabstrupper
 


(links: Bæver II, geb. 1782, Mitbegründer der Knabstrupper Zucht. rechts: weiß geborene Stuten des Gestüts Frederiksborg)


Die Geschichte der getigerten Pferde aus Dänemark ist die Geschichte einer Pferderasse, die höchsten Ruhm und tiefste Vergessenheit erlebt hat. Die „gefleckten Fürstenpferde“ trugen Könige zu Krönungen und dienten ihren Herren als Reitpferde für höchste Ansprüche. Später zogen sie den Pflug der Kleinbauern oder erfreuten mit ihrer farbenfrohen Erscheinung, ihren Kunststücken und spektakulären Lektionen der „Hohen Schule“ die kleinen und großen Zirkusbesucher.
 

 

Nachdem es jahrzehnte lang sehr schlecht um die Zukunft der Knabstrupper stand, gibt es heute – vor allem in Deutschland – doch wieder einen kleinen Grundbestand an guten Knabstruppern im klassischen Reitpferdetyp, so dass es um den Fortbestand der Zucht nicht mehr ganz so düster aussieht.

Wo kommen diese Pferdchen her, die seit einigen Jahren  in Deutschland die Herzen vieler Menschen erobert haben?
 

 

Eine kleine spanische Stute, die während der napoleonischen Kriege mit einem spanischen Infanterie-Bataillon nach Dänemark kam, wurde Stammutter der getigerten Knabstrupper. Major Villars Lunn kaufte sie 1812 für seine im Aufbau befindliche Zucht, da sie wegen ihrer Rittigkeit, Härte und Ausdauer bekannt war. Sie war von der alten spanischen Rasse und hatte Leistung gezeigt: Allein die Reise von Cordoba, wo die spanischen Truppen ihre Pferde in den berühmten Gestüten ihre Pferde remontierten, bis Dänemark war mehrere tausend Kilometer lang.
 


("Gamle" Thor, Stodhengst auf Gut Knabstrup)
 

Diese „Flæbestute“– ein Zobelfuchs mit weißer Mähne und Schweif, mit vielen kleinen runden weißen und braunen Flecken – bekam 1813 ein buntes Hengstfohlen von einem Frederiksborger Hengst auf Schloss Löwenborg, dessen Abstammung man verfolgen konnte bis auf den 1683 in Jerez de la Frontera geborenen Cartujano-Hengst „Superbe“. Dieser „Flæbehingst“, der nach Meinung der Bediensteten über 20 Farben hatte, wurde beschrieben als ein elegantes Pferd mit ausgezeichnetem Rücken und Kreuz, einem außergewöhnlich langen Hals, einem kleinen, trockenen, edlen Kopf, den er immer senkrecht hielt, mit großen klaren, lebendigen Augen und wohlgestellten feinen Ohren, mit leichten, aber kraftvollen Bewegungen und einem lebendigen aber fügsamen Temperament. Der  Flæbehingst genoss außergewöhnlich hohes Ansehen unter den Pferdezüchtern der Region und war als Deckhengst so gefragt, dass er der Stammvater der Knabstrupper wurde. Mehr als 100 Jahre Pferdezucht auf gut Knabstrup schufen auf dieser Basis ein athletisches Reitpferd, in dem Kraft mit Gehorsamkeit, Härte mit Genügsamkeit, Wohlbefinden und Temperament zusammenkamen. Und obwohl die Zucht auf Gut Knabstrup mit niemals eine „Farbzucht“ im heutigen Sinne war, wurden als Laune der Natur immer wieder auch bunte Fohlen geboren.
 

Im 20. Jahrhundert – nach dem Ende der Zucht auf Gut Knabstrup – gab es lange Zeit kein organisiertes Zuchtgeschehen mehr. Zwar züchteten vor allem viele Kleinbauern weiter mit diesen altmodischen Pferden aber erst zu Beginn der 1970er Jahre – mit Gründung des landesweiten dänischen Knabstrupper-Vereins – begann wieder eine systematische Erfassung der Zuchttiere und ihrer Abstammungen. Aber auch dann ging das Zuchtgeschehen im dänischen Mutterland in so unterschiedliche Richtungen, dass man bald kaum noch von einer einheitlichen Rasse sprechen konnte. Von den „Ministruppern“ im Shettyformat bis hin zu den „Sportstruppern“ – großrahmigen  Warmblutpferde mit Sonderlackierung – trägt mittlerweile vieles den Namen Knabstrupper, was nicht mehr als die Fellfärbung gemein hat.
 

Erst in den letzten Jahren hat in Deutschland – und ansatzweise auch in Dänemark – ein Umdenkungsprozess eingesetzt. Dank einiger sehr engagierter Züchter und infolge einer wachsenden Nachfrage nach Reitpferden barocken oder iberischen Typs sieht man bei den Knabstruppern wieder deutlich mehr Pferde, die diesen Vorstellungen entsprechen oder doch sehr nahekommen.