Kleine Geschichte der Knabstrupper |
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Nachdem es jahrzehnte lang sehr schlecht um die Zukunft der Knabstrupper stand, gibt es heute – vor allem in Deutschland – doch wieder einen kleinen Grundbestand an guten Knabstruppern im klassischen Reitpferdetyp, so dass es um den Fortbestand der Zucht nicht mehr ganz so düster aussieht. Wo kommen diese Pferdchen her, die seit einigen Jahren
in Deutschland die Herzen vieler Menschen erobert haben? |
Eine kleine spanische Stute, die während der
napoleonischen Kriege mit einem spanischen Infanterie-Bataillon nach
Dänemark kam, wurde Stammutter der getigerten Knabstrupper. Major Villars
Lunn kaufte sie 1812 für seine im Aufbau befindliche Zucht, da sie wegen
ihrer Rittigkeit, Härte und Ausdauer bekannt war. Sie war von der alten
spanischen Rasse und hatte Leistung gezeigt: Allein die Reise von Cordoba,
wo die spanischen Truppen ihre Pferde in den berühmten Gestüten ihre Pferde
remontierten, bis Dänemark war mehrere tausend Kilometer lang. |
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Diese „Flæbestute“– ein Zobelfuchs mit weißer Mähne und
Schweif, mit vielen kleinen runden weißen und braunen Flecken – bekam 1813
ein buntes Hengstfohlen von einem Frederiksborger Hengst auf Schloss
Löwenborg, dessen Abstammung man verfolgen konnte bis auf den 1683 in Jerez
de la Frontera geborenen Cartujano-Hengst „Superbe“. Dieser „Flæbehingst“,
der nach Meinung der Bediensteten über 20 Farben hatte, wurde beschrieben
als ein elegantes Pferd mit ausgezeichnetem Rücken und Kreuz, einem
außergewöhnlich langen Hals, einem kleinen, trockenen, edlen Kopf, den er
immer senkrecht hielt, mit großen klaren, lebendigen Augen und
wohlgestellten feinen Ohren, mit leichten, aber kraftvollen Bewegungen und
einem lebendigen aber fügsamen Temperament. Der Flæbehingst genoss
außergewöhnlich hohes Ansehen unter den Pferdezüchtern der Region und war
als Deckhengst so gefragt, dass er der Stammvater der Knabstrupper wurde.
Mehr als 100 Jahre Pferdezucht auf gut Knabstrup schufen auf dieser Basis
ein athletisches Reitpferd, in dem Kraft mit Gehorsamkeit, Härte mit
Genügsamkeit, Wohlbefinden und Temperament zusammenkamen. Und obwohl die
Zucht auf Gut Knabstrup mit niemals eine „Farbzucht“ im heutigen Sinne war,
wurden als Laune der Natur immer wieder auch bunte Fohlen geboren. |
Im 20. Jahrhundert – nach dem Ende der Zucht auf Gut
Knabstrup – gab es lange Zeit kein organisiertes Zuchtgeschehen mehr. Zwar
züchteten vor allem viele Kleinbauern weiter mit diesen altmodischen Pferden
aber erst zu Beginn der 1970er Jahre – mit Gründung des landesweiten
dänischen Knabstrupper-Vereins – begann wieder eine systematische Erfassung
der Zuchttiere und ihrer Abstammungen. Aber auch dann ging das
Zuchtgeschehen im dänischen Mutterland in so unterschiedliche Richtungen,
dass man bald kaum noch von einer einheitlichen Rasse sprechen konnte. Von
den „Ministruppern“ im Shettyformat bis hin zu den „Sportstruppern“ –
großrahmigen Warmblutpferde mit Sonderlackierung – trägt mittlerweile
vieles den Namen Knabstrupper, was nicht mehr als die Fellfärbung gemein
hat. |
Erst in den letzten Jahren hat in Deutschland – und
ansatzweise auch in Dänemark – ein Umdenkungsprozess eingesetzt. Dank
einiger sehr engagierter Züchter und infolge einer wachsenden Nachfrage nach
Reitpferden barocken oder iberischen Typs sieht man bei den Knabstruppern
wieder deutlich mehr Pferde, die diesen Vorstellungen entsprechen oder doch
sehr nahekommen. |